Im Jahr 2023 hat sich im Waisenhaus für Braunbären in Rumänien viel getan: Projekte wurden abgeschlossen, neue begonnen und natürlich wurden auch wieder neue Waisen aufgenommen. Außerdem konnten die Waisen von 2022 – zwölf Bären – in die Freiheit entlassen werden.

Egal, wie oft das Team des Waisenhauses das schon erlebt hat: Es ist immer etwas Besonderes, wenn Bärenwaisen ausziehen und die Welt entdecken. Ein Prozess, der ganz langsam vonstatten geht. Die Bären durchlaufen verschiedene Gehege, in denen sie auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden – möglichst ohne Kontakt zu Menschen. Im Spätsommer 2023 öffneten sich die Tore des letzten Geheges für die zwölf Bären. Einem der Bären, einem Männchen, wurde ein GPS-Halsband angelegt. Dies soll es dem Team ermöglichen, die Bewegungen des Tieres zu verfolgen und so letztlich mehr über das Verhalten der Bären in der Region zu erfahren.

„Die GPS-Halsbänder helfen uns, das Verhalten der Bären zu beobachten. Wir sehen regelmäßig die Bewegungsmuster der Tiere und bisher zeigen die Daten, dass die rehabilitierten Bären ein natürliches Verhalten zeigen. Sie meiden menschliche Siedlungen und Straßen und wandern viele Kilometer in ihrem Lebensraum.“

Leonardo Bereczky, Gründer des Waisenhauses für Bärenkinder

Das Halsband sendet nicht mehr

Doch schon zwei Wochen später sendete das Halsband keine Signale mehr aus. Im Oktober schickte das Halsband dann eine Nachricht, die das Team des Waisenhauses für Braunbären mit einem mulmigen Gefühl zurückließ: Es schickte eine Todesnachricht! Daraufhin wurde eine Expedition zum letzten bekannten Aufenthaltsort des Bären organisiert.

Nach einer langen Wanderung und viel Suchen wurde das Team dann schließlich fündig: Der Bär hatte das Halsband irgendwie abgestreift. Es lag in einem Tal auf dem Boden. Aufatmen für die Bärenretter:innen!

Eine neue Unterkunft für die Neuankömmlinge

Bärenwaise im Wald © Moritz Klose / WWF
Bärenwaise im Wald © Moritz Klose / WWF

Natürlich ging auch das Jahr 2023 nicht ohne neue Waisen vorüber: 15 Bärenkinder, acht Weibchen und sieben Männchen, wurden Anfang des Jahres in das Waisenhaus gebracht. Sie wurden im neuen Bärenhaus untergebracht. Das neue Haus hat zwei Räume und einen Gang.

Ein Raum wird als Quarantänestation genutzt. Hier werden die Jungtiere nach ihrer Ankunft einige Tage untergebracht, um zu sehen, ob sie eventuell krank sind. Ist alles in Ordnung, ziehen die Bären in den anderen Raum, die „Haupthöhle“. Dort bleiben die Tiere so lange, bis die Wetterbedingungen so gut sind, dass die Bärenjungen in das Außengehege gelassen werden können.

Arbeit an der Futter-Seilbahn geht weiter

Die Arbeiten an einer dritten Futter-Seilbahn haben sich aufgrund schlechter Wetterbedingungen, des schwer zugänglichen Geländes und Personalmangels verzögert und konnten auch 2023 nicht abgeschlossen werden. Das Team ist zuversichtlich, dass das Seilbahn-System dieses Jahr installiert werden kann.

Ein solches System erleichtert die Fütterung der Bären enorm und stört die Tiere nur minimal. Eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit mit den Bären! Die Tiere sollen möglichst wenig Kontakt zu Menschen haben, damit sie ihr natürliches Verhalten beibehalten.

Bereit für die Winterruhe

Junger Braunbär auf einem Baum © Moritz Klose / WWF
Junger Braunbär auf einem Baum © Moritz Klose / WWF

Das Jahr brachte für das Waisenhausteam noch einige Bauarbeiten mit sich: Zäune wurden repariert und die Holzlagerhütte, die im vorigen Winter unter der Schneelast zusammengebrochen war, wurde wieder aufgebaut. Sie bietet nun jede Menge Platz für einen großen Holzvorrat. Holz, das das Team in den strengen Wintermonaten dringend zum Heizen benötigt.

Die Bären bekommen von all den Arbeiten so wenig wie möglich mit, werden aber das ganze Jahr über regelmäßig beobachtet, um ihren Gesundheitszustand und ihre Entwicklung zu dokumentieren. Gegen Ende des Herbstes zeigte sich, dass die Arbeit des Teams wieder einmal erfolgreich war: Die Bären waren bei bester Gesundheit und begannen, sich eine Höhle für die Winterruhe zu graben.

„Sie waren gut auf die Winterruhe vorbereitet“, sagt Leonardo. „Alle hatten ordentlich zugenommen und alle hatten ein schönes Winterfell bekommen.“ Und das war auch gut so, denn 2023 kam der Wintereinbruch früher als in den Jahren zuvor: Der erste Schnee fiel bereits im November und auch im Dezember schneite es weiter.

Das Braunbären-Waisenhaus braucht Hilfe

Die Arbeit für die Bären ist kostspielig und wird vor allem mit Hilfe von Spenden finanziert. Anfangs benötigen die oft unterernährten Bären ärztliche Hilfe – und im Laufe der Zeit natürlich jede Menge Futter.

Der WWF unterstützt die Auffangstation für Bärenkinder; die Hilfe dafür ist Teil des groß angelegten Engagements des WWF zu großen Beutegreifern. Ziel des Projekts LIFE EuroLargeCarnivores ist es, einen europaweiten Austausch zu ermöglichen und bestehende Lösungen für das Zusammenleben mit Wildtieren bekannter zu machen.

Das können Sie für die Braunbären tun

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