Am 26. Juni 2009 wurde das Wattenmeer wegen seines „außergewöhnlichen universellen Wertes“ von der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) als Weltnaturerbe anerkannt.

Dies war ein großer Tag und ein großer Erfolg für das Wattenmeer und alle Menschen, die sich – die ersten vor mehr als 100 Jahren – für seine Erhaltung eingesetzt haben. Die Weltgemeinschaft hat mit dem Wattenmeer ein ganz besonderes Stück Natur, aber auch die Anstrengungen zu seiner Bewahrung anerkannt. Der WWF hatte die Anmeldung des Wattenmeeres durch dessen Anrainerstaaten nach Kräften unterstützt und begleitet intensiv die weitere Entwicklung, damit das Welterbe seinem hohem Schutzanspruch gerecht wird.

Das Wattenmeer an der Nordseeküste hat eine globale Bedeutung, weil es weltweit das größte zusammenhängende Wattengebiet ist. Für Wat- und Wasservögel aus der Arktis ist es unverzichtbarer Lebensraum auf ihrem Zug. Insgesamt rund 10 Millionen von ihnen rasten, mausern oder überwintern im Watt. Und im europäischen Vergleich ist das Wattenmeer eine der ganz wenigen Landschaften, die noch weitgehend ursprünglich geblieben sind.

Der lange Weg zum Welterbe

1978 begannen deshalb die drei Anrainerstaaten Dänemark, Deutschland und Niederlande, zum Schutz des Wattenmeeres zusammenzuarbeiten. In allen drei Staaten wurde es seitdem als Schutzgebiet ausgewiesen, überwiegend als Nationalpark. Die Natur hat davon profitiert: Eindeichungen wurden gestoppt, Salzwiesen blühen wieder, Wasservögel werden nicht mehr gejagt und ein Teil der Fischerei wurde reduziert. Leider bestehen einige Bedrohungen weiter und neue kommen hinzu: Allen voran der beschleunigte Meeresspiegelanstieg, aber auch die Vertiefung der Flussmündungen, nicht nachhaltige Fischerei, oder die Förderung von Öl gehören dazu.

1991 entschieden die drei Staaten, eine Anerkennung des Wattenmeeres als Welterbe durch die UNESCO anzustreben. Rund 1050 Welterbe-Gebiete gibt es weltweit. Die meisten davon sind Weltkulturerbe-Gebiete. Nur 203 Gebiete wurden zum Weltnaturerbe, darunter so berühmte wie die Galapagos-Inseln, der Yellowstone-Nationalpark, die Serengeti oder das australische Barriere Riff.

Da das Wattenmeer von mehreren Staaten als gemeinsames Welterbe angemeldet werden sollte und eine breite Unterstützung vor Ort erforderlich ist, dauerte die Diskussion um eine mögliche Anmeldung sehr lang. Nicht alle Partner blieben bis zur Anmeldung und der in 2009 erfolgten Anerkennung im Boot: Dänemark zog sich 2005 vorläufig zurück, weil man zuerst klären wollte, ob das dänische Wattenmeer Nationalpark werden soll – was inzwischen geschehen ist. Auch Hamburg zog sich mit seinem Teil des Wattenmeeres zunächst aus der Antragstellung zurück, doch meldete man dann später nach und kam 2011 zum Weltnaturerbe dazu. Im Jahr 2014 wurde das bis dahin anerkannte Welterbegebiet noch um den dänischen Teil des Wattenmeeres sowie um Gebiete auf der Seeseite des niedersächsischen Wattenmeeres erweitert. Es ist nun 11.500 Quadratkilometer groß.

Welterbe noch nicht fertig

Eine schmerzhafte Wunde mitten im Welterbegebiet sind jedoch einige Enklaven, in denen Öl- oder Gasförderung betrieben oder geplant wird bzw. militärische Übungen stattfinden. Dazu zählen auch die Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer sowie Gebiete dort und im niedersächsischen Wattenmeer, in denen Fossile Brennstoff-Konzerne Explorationsbohrungen nach Öl anstreben. Es gilt nun, solche Tätigkeiten und Bestrebungen schnellstmöglich zu beenden und die entsprechenden Wattgebiete als Teil des Weltnaturerbe Wattenmeer nachzumelden.

Insgesamt ein Riesenerfolg

Insgesamt ist jedoch festzuhalten: Das Wattenmeer ist zu einem gemeinsamen Weltnaturerbe geworden, immer mehr zum Stolz der Menschen in dieser Region und ganz eindeutig – insbesondere auch aufgrund der absehbaren langfristigen Wirkung – für die Bewahrung der wertvollen Natur wie sie heute noch im Wattenmeer zu erleben ist. Und auch zum Vorteil vieler Anwohner, denn die Tourismuswirtschaft profitiert immer mehr von einer intakten Natur und von der nur durch sie möglichen Auszeichnung als „Weltnaturerbe“.

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