Wir Deutschen essen sehr viel Fleisch. Das hat Folgen. Intensivtierhaltung ist bei uns längst die Regel. Dabei werden die Tiere den Haltungsbedingungen angepasst, doch eigentlich sollte die Haltung an die Bedürfnisse der Tiere angepasst sein. Das passiert noch viel zu selten. Doch in der ökologischen Landwirtschaft sind die Anforderungen an die Haltung höher als in der konventionellen Tierhaltung. Zudem ist Bio-Fleisch besser für das Klima, für unser Trinkwasser und die Artenvielfalt.

Hausschweine haben einen großen Bewegungsdrang, sind sehr reinlich und unglaublich neugierig. In der Bio-Landwirtschaft wird versucht, den Tieren dieses natürliche Verhalten zu ermöglichen. Die Schweine bekommen Stroh als Spielzeug, zum Nestbau und zum Wühlen. Liege- und Kotplätze sind voneinander getrennt. Bioschweinen steht ein Auslauf im Freien zur Verfügung, wo sie Regen, Sonne, Wind und Gerüche erleben können – im Gegensatz zur konventionellen Haltung, in der die Tiere ihr Leben lang niemals das Tageslicht sehen. Schweine, die sich draußen aufhalten können, haben in der Regel ein stärkeres Immunsystem als Tiere, die nur in Ställen leben, und brauchen weniger oder keine Antibiotika.

Bio-Hühner dürfen auch mal fliehen

Huhn © Chris Linder / WWF USA
Huhn © Chris Linder / WWF USA

In der ökologischen Tierhaltung ist es verboten, Eingriffe und Medikamentengabe prophylaktisch und systematisch durchzuführen. Bio-Legehennen haben in ihren Ställen Sandbademöglichkeiten und erhöhte Sitzstangen.

Sie können voreinander fliehen – auch nach oben. „Das Fluchtverhalten in die Höhe kommt von dem Instinkt, in Bäumen vor Feinden Schutz zu suchen. Sobald ein Huhn nach oben ausweichen kann, wird es nicht weiter verfolgt und es kehrt wieder Ruhe im Stall ein“, erklärt WWF-Landwirtschaftsexperte Michael Berger.

Können die Hühner regelmäßig im Sand oder Staub baden, speichern ihre Federn Wärme besser und werden nicht brüchig. Außerdem beugt das Sandbad Parasitenbefall vor – das bedeutet weniger oder keine Medikamente.

Schlecht für unser Trinkwasser: zu viele Tiere auf zu wenig Fläche

Wer nur so viele Tiere hält, wie er vom eigenen Hof ernähren kann, braucht keine Sorge vor zu viel Mist zu haben. Deshalb gibt es die flächengebundene Tierhaltung: Auf einem Biohof müssen mindestens 20 Prozent des Futters vom eigenen Betrieb oder aus regionalen Betriebskooperationen stammen. „Bei Bio-Verbänden wie Bioland und Demeter ist es sogar mindestens die Hälfte“, betont Michael Berger vom WWF.

Werden zu viele Tiere pro Fläche gehalten, kann der Boden ihre Ausscheidungen und die darin gebundenen Nährstoffe nicht aufnehmen. Sie versickern ins Grundwasser oder verdunsten in die Atmosphäre. Legt man zwei Deutschlandkarten übereinander, in denen die Anzahl der Tiere und die Belastung von Grundwassermessstellen eingezeichnet sind, lässt sich ein eindeutiger Zusammenhang ablesen: zu viele Tiere auf zu wenig Fläche bedeutet belastete Messstellen.

Umwelt-Folgen der Intensivtierhaltung

Waldzerstörung durch Sojaanbau und Viehzucht © Lucas Mongelos
Waldzerstörung durch Sojaanbau und Viehzucht © Lucas Mongelos

In konventionellen Betrieben besteht nach wie vor ein großer Teil des Tierfutters aus Soja aus Südamerika. Dort werden immer mehr Wälder abgeholzt, um die eiweiß- und stickstoffreiche Futterpflanze in riesigen Monokulturen anzubauen. Mit den Wäldern schwindet die Artenvielfalt und erodieren die Böden. Der steigende, großflächige Einsatz von Pestiziden vergiftet zudem das Grund- und Flusswasser.

Bei uns in Deutschland wiederum führt der Einsatz von Futter- und Düngemitteln aus Übersee zur Überdüngung und zur Belastung des Grundwassers mit Nitraten und Phosphor. In Deutschland ist die Tierhaltung zudem für 66 Prozent der landwirtschaftlichen Emissionen verantwortlich, das sind fünf Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands.

Die Verbraucher:innen entscheiden

Nur wenn wir für umweltschonender produziertes Fleisch auch mehr bezahlen, kann sich die ökologische und tiergemäße Nutztierhaltung durchsetzen. Zurzeit stammt weniger als ein Prozent des Fleisches aus dem Bio-Landbau. Daher rät der WWF, beim Kauf von Lebensmitteln auf das Bio-Siegel und noch mehr auf die Verbandssiegel wie zum Beispiel Bioland oder Demeter zu achten.

Ja, es geht: Tiergerechte Haltung und umweltschonende Produktion

Auf dem Biohof Spannbrück dürfen Schweine ihre Neugier ausleben. Die Hühner vom Bioland-Hof Andresen gehen regelmäßig „campen“ – im Hühnercamper. Das Futter für die Tiere kommt fast ausschließlich vom eigenen Acker. Denn die Biobauern Sönke Thiesen und Babette und Claus Andresen haben die Kreislaufwirtschaft und die tiergemäße Haltung konsequent zu Ende gedacht. Beide Betriebe sind nach Bioland-Richtlinien zertifiziert und produzieren so umweltschonend wie möglich hochwertige Lebensmittel – ohne Einsatz von Gentechnik, ohne die Verwendung von chemisch synthetischen Düngern, ohne Einsatz von Importfuttermitteln und mit einer tiergemäßen Nutztierhaltung.

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