Die vergangenen Jahre waren für das Team des Bären-Waisenhauses ein Auf und Ab: 2019 gelangte ein erwachsener Bär in das Gehege und tötete vier der 18 Bärenkinder. Im Laufe des Jahres zogen zwölf Bären-Waisen ins Waisenhaus – nicht alle überlebten. Vergangenes Jahr stürzte dann auch noch die für die Arbeit so wichtige Drohne ab und konnte noch nicht ersetzt werden. Doch bei all den Rückschlägen: Die Arbeit des Waisenhauses ist ungeheuer wichtig für die Braunbären – und sie ist erfolgreich: Die verbliebenen Jungbären aus dem Jahr 2019 verließen das Waisenhaus und durchstreifen nun die Wälder Rumäniens.

Reparierter Zaun © WWF Rumänien
Reparierter Zaun © WWF Rumänien

Das Jahr 2019 endete für das Team um Leonardo Bereczky, dem Gründer des Waisenhauses für Bärenkinder, dramatisch: Ein erwachsener Bär brach in das Gehege ein und tötete vier der 18 Bärenwaisen, die dort zu dem Zeitpunkt lebten. Ein herber Rückschlag für das Team und doch der Beginn für etwas Neues: Das Team konzentrierte sich daraufhin im vergangenen Jahr mehr auf die Verbesserung der Infrastruktur des Waisenhauses, verstärkte Zäune und reparierte den Boden und das Dach der Hütte.

Die 14 verbliebenen Bärenwaisen begannen im Dezember 2019 die Winterruhe. Im März letzten Jahres wachten die Bären wieder auf – gesund und in guter Verfassung. Ein schöner Moment für das Team, die Tiere dabei zu erleben, wie sie ihre Umgebung wieder zu erkunden begannen. Wenn sich das Verhalten der Tiere ändert und sie selbständiger werden, öffnet das Team die Tore des letzten Geheges, damit die Bären das Waisenhaus verlassen können. Im Juli 2020 war es dann so weit und die 14 Bären aus 2019 setzten ihren Weg in die Freiheit fort.

Die Bären blicken nicht zurück

Die abgestürzte Drohne © WWF Rumänien
Die abgestürzte Drohne © WWF Rumänien

Leonardo Bereczky berichtet, dass sich das Verhalten der Bären aus 2019 nach der Auswilderung von dem der vorherigen Generationen unterschied. „Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie zum Waisenhaus zurückkehren, um Futter oder Unterschlupf zu suchen“, erzählt Leonardo. „Das hat vermutlich damit zu tun, dass wir diese Bärengeneration fast ausschließlich mit Hilfe der Drohne gefüttert haben.“ Bären aus früheren Jahren, die mehr menschlichen Kontakt durch die Pfleger:innen gewohnt waren, kamen in der Anfangszeit häufiger zurück, um in der Nähe des Waisenhauses nach Futter zu suchen.

Das zeigt, wie wichtig die Drohne für die Arbeit der Pfleger im Waisenhaus für Bärenkinder ist. Umso drastischer ist es, dass die Drohne dem Team nun nicht mehr zur Verfügung steht. „Die Drohne, die wir erst im vergangenen Jahr gekauft hatten, hat das Signal verloren und ist abgestürzt“, erzählt Bereczky. „Nun füttern wir wieder nach dem alten Prinzip: Die Pfleger schnallen sich das Futter in Rucksäcken auf den Rücken und verstecken es im Gelände, wenn die Bären nicht da sind.“

Das Jahr 2020 brachte elf Bären-Waisen

Neue Bären-Waisen im Gehege © WWF Rumänien
Neue Bären-Waisen im Gehege © WWF Rumänien

Das vergangene Jahr brachte nicht nur Reparaturen und Auswilderungen mit sich, auch neue Bärenkinder zogen ein.

Der erste kleine Bär kam im Mai ins Waisenhaus, er wurde in Balan – einer Stadt ganz in der Nähe des Waisenhauses – im Obstbaum eines Gartens entdeckt. Der kleine Bär war sehr dünn und dehydriert, aber insgesamt in sehr gutem Zustand; er hat sich im Waisenhaus schnell erholt.

Bis August 2020 kamen weitere zehn junge Bären an:

  • Zwei etwa drei Monate alte Bären-Brüder wurden von Waldarbeitern einige Tage in der Nähe einer Waldhütte beobachtet – von der Mutter fehlte jede Spur, weshalb sie schließlich ins Waisenhaus gebracht wurden.
  • Zwei weitere, etwa drei bis vier Monate alte Bären erreichten das Waisenhaus, nachdem sie sich auf einen Baum geflüchtet hatten, während die Mutter in einen Kampf mit einem anderen Bär verwickelt war. Ein weiteres Bärenjunges starb bei der Auseinandersetzung. Die Mutter floh und kehrte nicht wieder zurück.
  • Zwei weitere, ebenfalls drei bis vier Monate alte Bärengeschwister wurden von Rangern in einem Waldgebiet fünf Tage in Folge ohne Mutter beobachtet. Nach dieser Zeit wurde das Waisenhaus eingeschaltet und die Bären konnten gerettet werden.
  • Zwei etwa vier bis fünf Monate alte Bären wurden einige Tage ohne Mutter in der Nähe eines Dorfes gesichtet und schließlich von lokalen Behörden eingefangen und an das Waisenhaus übergeben.
  • Auch ein weiteres, etwa vier bis fünf Monate altes Bären-Mädchen wurde mehrfach ohne Mutter in einem Dorf gesehen. Auch hier schritten die Behörden ein und fingen das Tier ein. Es wurde sofort einem Tierarzt vorgestellt und dann zum Waisenhaus gebracht.
  • Der elfte Bär, ebenfalls vier bis fünf Monate alt, wurde im Juli ins Waisenhaus gebracht.

Die Tiere hatten nun das Jahr über Zeit, sich kennenzulernen und eine Gruppe zu bilden. Im Dezember 2020 begaben sie sich in die Winterruhe und im Frühling werden die Tiere weiter ihre Umgebung erkunden. Maximal zwei Jahre bleiben die Bären im Waisenhaus, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Wann es so weit ist, erkennt das Team am Gesundheitszustand und am Verhalten der Tiere.

Das Braunbären-Waisenhaus braucht Hilfe

Die Arbeit für die Bären ist kostspielig und wird vor allem mit Hilfe von Spenden finanziert. Anfangs benötigen die oft unterernährten Bären ärztliche Hilfe – und im Laufe der Zeit natürlich jede Menge Futter. 

Der WWF unterstützt die Auffangstation für Bärenkinder; die Hilfe dafür ist Teil des groß angelegten Engagements des WWF zu großen Beutegreifern. Ziel des Projekts LIFE EuroLargeCarnivores ist es, einen europaweiten Austausch zu ermöglichen und bestehende Lösungen für das Zusammenleben mit Wildtieren bekannter zu machen.

Das können Sie für die Braunbären tun

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