Whale-Watching, Tauchgänge zu Haien und Rochen oder Schnorcheln mit bunten Meeresbewohnern – Aktivitäten, die es Reisenden ermöglichen, in die faszinierende Welt der Meere einzutauchen. All diese Abenteuer im Einklang mit der Natur zu erleben, das ist der Ansatz von nachhaltigem Tourismus am und im Meer. Erfahren Sie, was Sie beachten sollten, damit Sie die faszinierende Welt der Meere verantwortungsvoll erleben können.

Wal-Touren begeistern immer mehr Menschen, denn Wale zu sehen macht glücklich. Für viele Menschen ist es ein ultimatives Naturerlebnis, die Meeressäuger in ihrem Element zu beobachten. In vielen Regionen der Welt ist dies auch von der Küste aus möglich. Die meisten Beobachter:innen zieht es jedoch mit dem Boot hinaus aufs Meer, um den Walen und Delfinen so nah wie möglich zu kommen. Längst ist das kommerzielle Beobachten der Meeressäuger zu einem Milliardengeschäft geworden – mit nicht immer nachhaltigen Methoden.

Mit dem Beobachten lebender Wale Geld zu verdienen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Immer mehr Menschen lernen auf diese Weise, den Wert der Tiere und der Natur zu schätzen. Vor allem, wenn Walforscher:innen mit an Bord sind, die den Tourist:innen das Verhalten der Tiere erklären.

Tipps für Whale-Watching-Touren

Wale beobachten ist kein Wettrennen

Blauwal vor der Küste Chiles © Robert Günther / WWF
Blauwal vor der Küste Chiles © Robert Günther / WWF

Wale beobachten ist ein regelrechter Boom, der seine Schattenseiten hat. Oft werden die Tiere bedrängt, in die Enge getrieben oder erschreckt, weil es regelrechte Wettrennen zwischen den Booten gibt, um den Walen am nächsten zu kommen. Auch der Lärm, den zu viele Boote verursachen, kann erheblich sein und zu Verhaltensänderungen oder anderen Schäden bei den Tieren führen.

International verbindliche Regeln für das Whale Watching gibt es bisher nicht, aber in vielen Ländern sind Regeln vorgeschrieben und Verhaltenskodizes definiert. Wale und Delfine sind fast überall auf der Welt geschützte Tiere und dürfen nicht geschädigt werden. Die Internationale Walfangkommission hat in einem Whale-Watching-Handbuch umfangreiche Empfehlungen zusammengetragen und gibt darin viele Tipps für einen nachhaltigen und tierschonenden Waltourismus.

Whale-Watching im Einklang mit der Natur

Überprüfen Sie die Whale-Watching-Firmen im Gespräch vor Ort oder auf deren Webseite. Klären Sie, ob Expert:innen an Bord sind, ob es sich um eine naturkundliche Exkursion handelt und ob es Verhaltensregeln für Besatzung und Besucher:innen gibt. Unterstützt das Whale-Watching-Unternehmen vielleicht lokale Umweltgruppen oder ist es sogar zertifiziert? Im Mittelmeer gibt es zum Beispiel das Zertifikat „High Quality Whale Watching“ von ACCOBAMS, dem Abkommen zum Erhalt der Wale im Mittelmeer.

Nicht zu nah und nicht anfassen © Gustavo Ybarra / WWF
Nicht zu nah und nicht anfassen © Gustavo Ybarra / WWF

Bei der Ausfahrt sollte sich die Besatzung den Tieren langsam von der Seite nähern, sie nicht hetzen, verfolgen oder umkreisen und einen Abstand von etwa 100 Metern zu den Tieren einhalten. Dann sollte die Besatzung den Motor abstellen und warten, bis sich die Tiere dem Boot nähern.

Die Besatzung sollte Lärm vermeiden und die Tourist:innen dazu anhalten, die Wale weder anzufassen noch zu füttern. Nach 30 Minuten sollte sich das Boot langsam zurückziehen.

Delfine sind keine Kuscheltiere, Akrobaten oder Fotomodelle

Auch hierzulande wurde inzwischen ein Verhaltenskodex entwickelt. Aus gutem Grund: In den letzten Jahren gab es an der deutschen Ostseeküste immer häufiger direkten Kontakt von Menschen zu einzelnen Delfinen. Die Menschen bedrängten die Tiere so sehr, dass sie enormem Stress ausgesetzt waren und Schaden nahmen. So kommt es beispielsweise vor, dass die Tiere Hautinfektionen entwickeln, nachdem sie von Tourist:innen angefasst wurden – so geschehen 2021 in Eckernförde. Deshalb sollten sich alle Interessierten für möglichst verantwortungsvolle und naturbewusste Anbieter:innen von Touren entscheiden und es sollte immer klar sein: Wildtiere sind nicht zum Anfassen da!

Großer Tümmler © NatureLovePhotography / iStock / GettyImages
Großer Tümmler © NatureLovePhotography / iStock / GettyImages

Das gilt vor allem hier: Besuchen Sie keine kommerziellen Freizeitattraktionen, die Unterhaltungsshows mit Wildtieren anbieten, wie zum Beispiel Delfinarien. Lassen Sie sich nicht auf Selfies mit Meeresbewohnern am Strand oder in ominösen Freizeitparks ein.

Ein Selfie mit Delfin zeigt vor allem eins: großes Leid – und das sollte man auf gar keinen Fall unterstützen und schon gar nicht auf Plattformen wie Instagram teilen. Ein Foto von Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum verdient viel mehr Likes.

Schnorcheln mit Spaß und Verantwortung

Aus nächster Nähe lassen sich Meeresbewohner in ihrem Element erleben: Beim Schnorcheln oder Tauchen im Meer. Beim Schnorcheln ist die Hürde besonders niedrig: Maske und Schnorchel genügen, und schon kann es losgehen. Doch gerade weil die Hürde so niedrig ist, gibt es Gefahren für Tiere und Natur – und für die Schnorchelnden selbst. Deshalb gibt es einige Verhaltensregeln beim Schnorcheln, die Ihnen ein nachhaltiges und naturverträgliches Erlebnis garantieren.

Schnorcheln © Nick Riley / WWF-Madagascar
Schnorcheln © Nick Riley / WWF-Madagascar

Erkundigen sie sich vor Ort über die Gegebenheiten am Strand und im Meer. Gibt es gefährliche Strömungen oder starke Gezeiten? Wann ist die beste Zeit zum Schnorcheln und wo kann man am besten ins Wasser gehen? Überschätzen Sie Ihre Kräfte beim Schnorcheln nicht, bleiben Sie entspannt und genießen Sie das Erlebnis.

Achten Sie beim Schnorcheln darauf, dass Sie nicht auf Korallen treten oder mit Flossen versehentlich Korallen abbrechen. Fassen Sie Tiere und Pflanzen nicht an, nehmen Sie keine leeren Muscheln, Schnecken oder ähnliches mit und bewegen Sie sich leise und vorsichtig im Lebensraum der Tiere. Schützen Sie sich vor der Sonne mit einem langärmeligen T-Shirt oder einer Sonnencreme, die frei von Mikroplastik und schädlichen Chemikalien ist. „Jagen“ Sie keine Meeresschildkröten oder andere Meerestiere. Wenn die Tiere das Weite suchen, möchten sie nicht verfolgt werden.

Es gibt auch Schnorchel-Touren, auf die Sie besser verzichten sollten: Zum Beispiel im Winter mit Orcas im eiskalten Wasser eines norwegischen Fjords zu schnorcheln. Das ist nicht nur sehr anstrengend, sondern stört die Tiere auf engstem Raum. Verzicht ist manchmal auch ein Gewinn – wenn nicht für einen selbst, dann für die Natur.

Tipps fürs Tauchen mit Haien und Rochen

Ohne Müll und Zerstörung in den Lebensraum der Haie abtauchen

Wer taucht, liebt das Meer, und Tauchbasen leben von der Faszination gesunder Meere. Dennoch hinterlässt die Branche ihre Spuren im Meer und in den Küstengemeinden. Negative Auswirkungen wie Verschmutzungen durch Tauchboote, weggeworfener Müll und Plastik sowie physische und chemische Schäden durch Schiffskollisionen, das Abbrechen von Korallen – zum Beispiel durch Anker – oder Verunreinigungen durch Sonnenschutzmittel sind die Folge.

Insbesondere das Anfüttern oder Berühren und Manipulieren der Tiere kann zu Veränderungen im Ökosystem und zu erhöhtem Stress für die Tiere führen. Auch darf eine verträgliche Anzahl an Taucher:innen nicht überschritten werden. Zu viel oder falsch betriebener Tourismus zerstört letztlich die Ressource, von der die Branche lebt

Nachhaltiger Hai- und Rochen-Tourismus

Walhai vor der Küste Tansanias © Ngoteya Wild / Blue Action Fund / WWF Tansania
Walhai vor der Küste Tansanias © Ngoteya Wild / Blue Action Fund / WWF Tansania

Der Ökotourismus rund um Haie und Rochen kann aber auch positive Effekte entfalten. Nämlich dann, wenn Ausfahrten und Tauchgänge zu den Tieren nachhaltig gestaltet werden und die Einnahmen dem Schutz der Tiere zugutekommen.

Der WWF hat gemeinsam mit Project Aware (heute PADI Aware) und Manta Trust das weltweit erste Handbuch für nachhaltigen Tourismus mit Haien und Rochen veröffentlicht. Es wurde gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Tour-Veranstalter:innen entwickelt. Das Handbuch enthält Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren. Ganz praktisch zeigt es auf, wie Veranstalter:innen und Taucher:innen auf eine Weise zum Schutz der Tiere beitragen können, von der schließlich auch die lokalen Gemeinden profitieren.

Tipps für Tauchtouren

Suchen Sie sich eine Tauchbasis oder Touranbieter:innen, die Sie ausführlich über die vorkommenden Haie und Rochen und das örtliche Meeresökosystem informieren. Detaillierte Richtlinien für die Interaktion mit Haien und/oder Rochen werden Ihnen erklärt und sind entsprechend beschildert. Der Tour geht ein ausführliches Briefing voraus, in dem Sicherheitsaspekte, Tauch- und Schwimmbedingungen sowie Tierverhalten besprochen werden.

Achten Sie bei der Ausfahrt darauf, dass die Motoren gut gewartet sind und das Boot keine Ölverschmutzungen aufweist. Die Besatzung sollte darauf achten, Müll zu vermeiden und einzusammeln. Der oder die Veranstalter:in sollte die Tiere nicht ködern und einen ausreichenden Abstand zu den Tieren einhalten. Die Gruppengröße unter Wasser sollte ebenfalls begrenzt sein und das Boot sollte keine Tiere ansteuern, die bereits mit anderen Gruppen konfrontiert sind.

Fazit: Wenn Tourismus am und im Meer nachhaltige umgesetzt wird, ermöglicht uns eine solche Reise, die Unterwasserwelt mit Ehrfurcht zu erleben und gleichzeitig unser Bewusstsein für den Schutz der Natur zu stärken.

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