WWF fordert verbindliche und weltweit geltende Regeln, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik adressieren

Am kommenden Dienstag beginnt die vierte und damit voraussichtlich vorletzte Verhandlungsrunde über ein globales UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung (INC-4). Ob ein Abkommen bis zum Jahresende realistisch ist, wird sich auch am Fortschritt dieser Verhandlungsrunde zeigen, nachdem die letzte Runde (INC-3) in Nairobi als Misserfolg endete. Der WWF fordert, einem globalen und verbindlichen Verbot der schädlichsten und vermeidbarer Kunststoffe Vorrang einzuräumen. Außerdem gilt es, globale Anforderungen an das Produktdesign festzulegen, um die Reduzierung, Wiederverwendung und das sichere Recycling aller Kunststoffprodukte zu gewährleisten. Ein solider Finanzierungsmechanismus nach dem Prinzip der globalen Solidarität muss die Maßnahmen begleiten.

„Diese Runde ist entscheidend für den Erfolg der Vertragsverhandlungen“, betont Florian Titze, Senior Policy Advisor beim WWF Deutschland. „Bei den letzten Gesprächen gelang es einer kleinen Minderheit ölfördernder Staaten, jeglichen Fortschritt in den Verhandlungen zu blockieren. Gelingt ihnen das erneut, dann riskieren wir den Sieg fossiler Profitinteressen über eine saubere und gesunde Umwelt. Der Zeitplan für erfolgreiche Verhandlungen bis Ende des Jahres wäre dann kaum noch zu halten. Die große Mehrheit von Staaten aus allen Weltregionen unterstützt ehrgeizige und rechtsverbindliche globale Regeln, um die Plastikflut einzudämmen. Diese Mehrheit muss sich durchsetzen, damit das Abkommen bis zum Jahresende nicht nur steht, sondern auch wirksam ist.“

Dafür müssen sich die Regierungen auf die wichtigsten Maßnahmen einigen, die die größten Auswirkungen auf die Kunststoffverschmutzung haben. Aus Sicht des WWF bedeutet dies,

• die Produktion der schädlichsten Stoffe und Produkte mit hohem Verschmutzungsrisiko zu verbieten bzw. auslaufen zu lassen;

• globale Produktanforderungen zu entwerfen, die sicherstellen, dass die nötigen verbleibenden Kunststoffprodukte nicht in die Umwelt gelangen sowie leicht wiederverwendet und recycelt werden können;

• einen verlässlichen Finanzierungsmechanismus einzuführen, mit dem das Abkommen in allen Ländern nach dem Prinzip der globalen Solidarität umgesetzt wird.

Ein neuer WWF-Bericht zu Mehrweglösungen hebt die fünf vielversprechendsten Produktgruppen für die Wiederverwendung hervor und gibt Hinweise darauf, wie Mehrwegsysteme effektiv in den Vertrag integriert werden können. Zu den Produktgruppen zählen vorgefüllte Getränke in Plastikflaschen, Kunststoffbehälter für Speisen und Getränke zum Mitnehmen, Einweg-Plastikprodukte, die an der Verkaufsstelle abgefüllt und vor Ort verzehrt werden, Versand- und Transportverpackungen für Verbraucher:innen und zwischengewerbliche Kunststoffverpackungen in geschlossenen Kreisläufen, wie Paletten, Fässer, Kisten, (Folien-)Umhüllungen und Bänder.

„Prozesse in den Lieferketten, die auf Einwegverpackungs-Systemen basieren, wurden über Jahre hinweg optimiert. Ohne gesetzliche Maßnahmen gibt es keine Anreize für einen Wechsel zu Mehrwegsystemen, die einer der wichtigsten Hebel der Kreislaufwirtschaft zur Verringerung der Plastikverschmutzung sind. Der globale UN-Vertrag kann diesen Wandel schnell und effizient vorantreiben“, erklärt Florian Titze.

Weltweit verbindliche Regeln, die sich auf die gesamte Wertschöpfungskette von Plastik beziehen, schaffen gleiche Wettbewerbsbedingungen für Länder und Unternehmen. Sie können außerdem helfen, Lösungen zu skalieren, Innovationen zu fördern und Investitionen in der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette zu mobilisieren. Auch die Kosten zur Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung können so gerechter auf die Staaten verteilt werden. Derzeit sind die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kosten von Kunststoffen während ihres gesamten Lebenszyklus für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen achtmal höher als für Länder mit hohem Einkommen.

„Das Plastik-Abkommen ist eine Riesenchance für uns und den Planeten. Die verhandelnden Staaten müssen jetzt auf den letzten Metern beweisen, dass sie es ernst meinen und sich auf wirksame globale und rechtsverbindliche Maßnahmen einigen. Alles andere wäre ein Scheitern. Auch die internationale Öffentlichkeit fordert wirksame Schritte gegen die Plastikflut, die die Regierungen liefern müssen.“

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg