Gemeinsames Pressestatement vom BUND Thüringen und vom WWF Deutschland

Berlin/Erfurt, 21.06.2023: Ein Unbekannter hat im thüringischen Eichsfeld einen Luchs getötet. Das Tier verendete qualvoll, nachdem ihm ein Vorderlauf abgeschossen wurde. Das gab das Thüringer Umweltministerium heute bekannt. Es ist bereits der zweite in Thüringen nachweislich illegal getötete Luchs in den letzten zwei Jahren. BUND Thüringen und WWF schätzen, dass in Thüringen dauerhaft etwa fünf bis zehn Luchse leben. Die Großkatzen sind in Deutschland vom Aussterben bedroht, Beschuss oder Tötung von Luchsen gilt als Straftat. Der BUND Thüringen und der WWF setzen sich gemeinsam für die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland ein.

Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere beim WWF Deutschland kommentiert: „Zu oft werden in Deutschland Wildtiere vergiftet, erschossen oder erschlagen. Dabei brauchen wir jeden Luchs, um gesunde und langfristig überlebensfähige Population aufzubauen. Jeder getötete Luchs ist ein Stich ins Herz der Natur. Die Strafverfolgungs- und Naturschutzbehörden müssen jetzt gut zusammenarbeiten und für eine lückenlose Aufklärung sorgen. Der Rechtsstaat muss zeigen, dass die Tötung von geschützten und bedrohten Wildtieren nicht geduldet wird.”

Dr. Markus Port, Projektkoordinator Luchs beim BUND Thüringen kommentiert: “Die Tötung des Luchses bei Jützenbach macht uns sehr betroffen. Die brutale Tat muss mit allen dem Rechtsstaat zur Verfügung stehenden Mitteln aufgeklärt werden. Zugleich gilt es nun aber, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Jägerschaft im Eichsfeld nicht unter Generalverdacht zu stellen. Beim Monitoring des Luchses werden wir von Jägerinnen und Jägern im Eichsfeld seit Jahren tatkräftig unterstützt. Die Akzeptanz des Luchses ist eigentlich groß. Die brutale Tat von Jützenbach wird daher hoffentlich ein Einzelfall bleiben.”
 
Hintergrund: Luchs eigentlich in Thüringen willkommen
2021 ergab eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des WWF Deutschland und des BUND Thüringen durchgeführt hat, dass die Mehrheit aller Bürgerinnen und Bürger in Thüringen dem Luchs positiv gegenübersteht. Bei dem Gedanken daran, dass Luchse in ihrer Umgebung frei leben würden, hat die große Mehrheit der Thüringer Bürgerinnen und Bürger demnach ein sehr (31 %) bzw. eher (37 %) positives Gefühl. Außerdem findet sich mit 87 Prozent eine breite Mehrheit für eine Wiederansiedlung von Luchsen in Thüringen. Über die Hälfte der Befragten würde zudem in einer Gegend mit Luchsvorkommen öfter spazieren gehen (57 %) und glaubt, dass die Wiederansiedlung des Luchses den Tourismus in der Region fördern würde (51 %). Nach erfolgreicher Wiederansiedlung des Luchses im Harz Anfang der 2000er Jahre leben auch im Nordwesten Thüringens wieder Luchse. Im nördlichen Eichsfeld haben sich seit einigen Jahren zwei bis drei Luchse dauerhaft niedergelassen und bringen dort auch regelmäßig Nachwuchs zur Welt. Die Eichsfelder Luchse gehören zur Harzer Luchspopulation, die sich im Eichsfeld neue Lebensräume außerhalb des Mittelgebirges erschlossen hat.  

 

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin für Wald, Biodiversität, Südamerika, Wildtiere in Deutschland / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz