WWF-Statement zum Biodiversitäts-Report der Leopoldina

Eine Forschergruppe der Wissenschaftsakademie Leopoldina warnt vor den Folgen der Biodiversitätskrise und des weltweiten Artensterbens. In einer am Freitag veröffentlichten Studie werden auch politische Handlungsoptionen aufgezeigt. Im Fokus steht eine ökologischere Ausrichtung des Agrarsektors. Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland schloss sich dem Befund der Leopoldina an, demzufolge Tropenwaldzerstörung und Verlust an biologischer Vielfalt fast überall auf der Welt auf intensive und nicht nachhaltige Landwirtschaft zurückzuführen sind. Es brauche daher eine Neuausrichtung, die Landwirte, Natur und Verbraucher zugleich im Blick hat. Auch eine Verringerung des hohen Fleischkonsums und eine ökonomische „Einpreisung des ökologischen Fußabdrucks", wie von der Leopoldina vorgeschlagen, sei geboten. Die Bundesregierung müsse den New Green Deal für die EU unterstützen. Darüber hinaus sollten die Corona-Konjunkturprogramme Zukunftstechnologien im Sinne des Klima- und Umweltschutzes fördern.

Statement von Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland:

„Hinter uns liegt eine Woche der Wahrheiten - vom Leopoldina-Report bis zum Lagebericht aus dem Bundesumweltministerium am Dienstag. Die Wissenschaft zeigt uns: Der Schutz der biologischen Vielfalt kann nicht länger warten. Naturschutz ist systemrelevant - nicht nur für die Wirtschaft, sondern für den ganzen Planeten. Von der Covid-19-Pandemie bis zum Dürrestress für Felder und Wälder wird uns vor Augen geführt, wie gravierend die Wechselwirkungen zwischen unserem Handeln und der Natur sind.

Neben der langfristigen EU-Biodiversitätsstrategie werde auch die kurzfristigen Wirtschaftshilfen darüber entscheiden, ob Deutschland und Europa in Zukunftsfähigkeit investieren. Alte Technologien bringen uns nicht weiter. Jetzt kommt es darauf an Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Stabilität und Wohlstand mit Klima- und Biodiversitätsschutz zu verbinden.

Die Ergebnisse der Leopoldina zeigen zudem, wir brauchen eine nachhaltigere Landwirtschaft und eine dementsprechende Agrarpolitik ebenso wie eine ökologisch und sozial verträglichere Fleischproduktion. Landwirte müssen entlohnt werden, wenn sie nachweislich Klima und Grundwasser schützen und biologische Vielfalt auf ihren Betrieben fördern. Das macht unsere Landwirtschaft auch krisenfester. Nicht erst die jüngsten Skandale in der Fleischproduktion zeigen: dieser Sektor wirtschaftet weder ökologisch noch sozial nachhaltig. Noch immer werden für unseren massiven Hunger auf Fleisch und Wurst im großen Stil Soja-Monokulturen in Südamerika benötigt – verbunden mit einem gravierenden Verlust an biologischer Vielfalt.“

Kontakt

Roland Gramling

WWF Pressestelle