Deutschlands Wasserproblem

Wasserreport der EU-Umweltagentur: Deutschland im Europavergleich auf drittletztem Platz

© Michele Depraz / WWF
© Michele Depraz / WWF

Deutschlands Gewässer sind in einem schlechten Zustand. In Europa schneiden nur die Niederlande und Luxemburg noch schlechter ab. Das zeigt der am Dienstag veröffentlichte Bericht der EU-Umweltagentur zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Die Richtlinie ist das zentrale Mittel der EU-Gewässerschutzpolitik und schreibt vor, dass die europäischen Gewässer bis spätestens 2027 einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreichen müssen. 18 Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie muss nach WWF-Einschätzung bemängelt werden, dass Deutschland diese Ziele bisher klar verfehlt. Demnach setzen Quecksilber, etwa durch Kohlekraftwerke, Nitratverunreinigungen durch die Überdüngung in der Landwirtschaft oder der Bau von Wehren und Wasserkraftwerken den Flüssen, Seen und Grundwasservorkommen in Deutschland zu.

 

„Die katastrophalen Zahlen zeigen: Deutschland muss Gewässerschutz endlich ernst nehmen und die Wasserrahmenrichtlinie konsequent umsetzen. Es wurde zu lange weggesehen, wenn Industrie und Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Problem wurde verschleppt. Notwendig sind mehr Geld, mehr Personal und vor allem der politische Wille, unser Wasser zu schützen“, so Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. Heinrich fordert daher den Erhalt der Wasserrahmenrichtlinie als wichtigstes Instrument für den Schutz der Gewässer in Europa. Fristverlängerung oder gar eine Aufweichung bezeichnete er als „absolut kontraproduktiv und gefährlich“.

 

Darüber hinaus müsse der Agrarsektor endlich seine Verantwortung für Nitratverschmutzungen anerkennen. „Die deutsche Politik darf nicht länger dabei zusehen, wie kostbares Grundwasser durch Überdüngung verschmutzt wird. Landwirtschaft muss endlich wieder in Einklang mit der Umwelt gebracht werden. Wer sauberes Wasser will, muss die Nachhaltigkeit im Agrarsektor fördern und fordern“, so Heinrich.

 

Derzeit befinden sich nur 8,4 Prozent der deutschen Oberflächengewässer in einem „guten ökologischen“ Zustand. EU-weit liegt der Wert immerhin bei 40,6 Prozent. Beim chemischen Zustand teilt sich Deutschland, etwa wegen der Quecksilbereinträge, den letzten Platz mit Luxemburg, Österreich und Schweden. In diesen Ländern sind 100 Prozent der Oberflächengewässer in keinem guten chemischen Zustand. Im europaweiten Durchschnitt sind immerhin bei 38 Prozent der Oberflächengewässer in gutem chemischen Zustand.

 

Zum Hintergrund: Nach knapp 20 Jahren steht die EU-Wasserrahmenrichtlinie in diesem Jahr auf dem Prüfstand. Eine Grundlage für die Evaluierung ist auch der heute veröffentlichte Report der EU-Umweltagentur „European waters – assessment of status and pressures 2018“. Es werden der Zustand der europäischen Gewässer ebenso wie die Fortschritte bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie beschrieben.

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