Beide beeindruckenden Großvögel waren in den sechziger Jahren in Deutschland stark gefährdet und standen im Westen des Landes vor dem Aussterben. Mit seinen ersten nationalen Artenschutzprojekten unterstützte der WWF ihre Rettung.

Zerstörter Lebensraum

Kranich im Flug © Ralph Frank / WWF
Kranich im Flug © Ralph Frank / WWF

Mit Falle, Flinte und Gift wurde den Seeadlern im 19. Jahrhundert in Deutschland zu Leibe gerückt, Kranichbrüste waren in preußischen Königshäusern eine Delikatesse. Danach zerstörte die moderne Industriegesellschaft die Lebensräume beider Vogelarten: Alte Adlerhorstwälder fielen der Säge zum Opfer, wasserlösliche Pflanzenschutzmittel wie DDT vergifteten die Organismen der Feuchtgebiete und über deren Beutetiere auch den Seeadler.

Den bodenbrütenden Kranichen, die ihre Nester aus Schutz vor Feinden immer in sumpfigem Gelände errichten, hatte man durch „Flurbereinigung“ für die Land- und Forstwirtschaft ihren Lebensraum größtenteils zerstört. 

Mitte der sechziger Jahre gab es daher in Westdeutschland nur noch sieben Seeadlerpaare (in Schleswig-Holstein) und 17 Kranichpaare (in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen). Aufgrund dieses dramatischen Artenschwundes begründeten 1968 der WWF und der Deutsche Jagdschutzverband das Projekt: „Rettet die letzten Seeadler in Deutschland“. Mit dabei der junge Student Thomas Neumann als ortskundiger Adlerexperte, der später die WWF-Naturschutzstelle Nord in Mölln aufbaute, von der aus auch heute noch  Kranich- und Seeadlerschutz betrieben werden.

Kampagne gegen den Einsatz von Pestiziden

Seeadler © Chris Martin Bahr / WWF-Canon
Seeadler © Chris Martin Bahr / WWF-Canon

Eine europaweite Kampagne gegen den Einsatz von Pestiziden wurde gestartet. Mit Erfolg: Die Verwendung von DDT zumindest in den westlichen Ländern ist seit 1975 verboten. Die Adlerhorste wurden von freiwilligen Helfern rund um die Uhr bewacht, denn Eiersammler verkauften diese seltenen Kunstschätze der Natur zu Phantasiepreisen. Auch die Adlerhorstbäume wurden besser geschützt. Fast alle Grundeigentümer von Bäumen mit Seeadlerhorsten traten der Projektgruppe bei.

Heute brüten allein in Schleswig-Holstein wieder 84 Seeadlerpaare, rund 780 Paare sind es gar im gesamten wiedervereinigten Deutschland. Aber es bleibt noch viel zu tun, um den Seeadler auch in ganz Europa wieder heimisch zu machen.

Wieder mehr als 8.000 Kranichpaare in ganz Deutschland

Im Kranichschutzprojekt war es besonders wichtig, dass der WWF mit den allmählich ansteigenden Geldspenden gefährdete Moorflächen, in einigen Fällen auch „Sperrgrundstücke“ gegen Entwässerungen erwerben konnte. Dadurch gewann die WWF-Naturschutzstelle Nord bei Behörden Einfluss auf großflächige Landschaftsplanungen, konnte Eingriffe in Flurbereinigungen verhindern und gemeinsam auch mit staatlichen Stellen die Wiedervernässung vieler Feuchtgebiete durchsetzen. 

Aufgrund der vielen Schutzmaßnahmen für diese attraktive Leitart der Feuchtgebiete leben inzwischen allein in Niedersachsen und Schleswig-Holstein mehr als 1.300  Kranichpaare, in ganz Deutschland sind es mehr als 8.000 (Stand 2015). Wo der Kranich seine Jungen aufzieht, ist ein ganzes Biotopverbundsystem intakt. Kraniche führen ihre Jungen als „Nestflüchter“ in einem großen Umkreis um den Brutplatz im Wald und auf Wiesen zur Nahrungssuche. Nur wenn die Jungen dort in den ersten Lebenswochen tierisches Eiweiß aufnehmen können – und das geht zum Beispiel nicht in gespritzten Maisfeldern –, kann die Aufzucht gelingen. Bis heute hat der WWF diese Biotopverbundsysteme durch Ankauf von Flächen zu großen Schutzgebieten mitentwickelt – wie in der Schaalsee-Landschaft, im Naturpark Uckermärkische Seen und im Drömling.

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