Der Marine Stewardship Council ist eine unabhängige, gemeinnützige internationale Organisation zur Zertifizierung von Fischereien nach Umweltverträglichkeitskriterien. Zertifizierer prüfen in einem längeren Prozess, ob die Fischereien den Standards des MSC entsprechen. Produkte der ausgezeichneten Fischereien tragen einen kleinen, blauen Fisch, das MSC-Logo.

Blauflossen-Thunfisch im Netz © naturepl.com / David Fleetham / WWF
Blauflossen-Thunfisch im Netz © naturepl.com / David Fleetham / WWF

Der MSC hat in den zwanzig Jahren seines Bestehens dazu beigetragen, einen weit verbreiteten Umweltstandard für Fischereien zu schaffen. Anfang 2023 stammten 19 Prozent des globalen Fischfangs aus Fischereien im MSC Programm (zertifiziert oder in Bewertung).

Der WWF sieht inzwischen jedoch deutliche Mängel beim MSC, wie auch die wachsende Zahl der vom WWF eingereichten Beanstandungen einzelner MSC-Zertifizierungen zeigt. Angesichts des zunehmenden Drucks auf die Weltmeere muss der MSC sicherstellen, dass sein Standard dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und den besten weltweit verfügbaren Methoden entspricht.

Für den WWF bedeutet dies zuallererst, dass zuverlässig alle Umweltkriterien so streng eingehalten und kontrolliert werden müssen, dass die Gesundheit der Meere und ihrer Arten bei allen Entscheidungen über Zertifizierungen an erster Stelle stehen.

Der WWF Deutschland betrachtet das MSC-Siegel als Mindeststandard für Wildfisch. Mindeststandards liegen über den gesetzlichen Vorgaben und können den Weg Richtung Umweltverträglichkeit bereiten und sichern legale und rückverfolgbare Vertriebswege. Aus Naturschutzsicht sind die Anforderungen an eine nachhaltige Fischerei jedoch häufig höher.

Was Verbraucher:innen tun können

MSC Logo © Marine Stewardship Council
MSC Logo © Marine Stewardship Council

Die MSC Zertifizierung ist ein Anreiz für Fischereien auf Nachhaltigkeit hinzuarbeiten. Sie bietet Transparenz und Rückverfolgbarkeit, was sich als wirksames Mittel erwiesen hat, um zu verhindern, dass illegal gefangene Fische und Meeresfrüchte in die Lieferkette gelangen. Und natürlich bietet das Umweltsiegel den Verbraucher:innen eine einfache und schnelle Orientierung, um eine bessere Auswahl an Fischprodukten zu treffen. Zertifiziert ist besser als nicht zertifiziert.

Es gibt jedoch zertifizierte Fischereien, die die Erwartungen des WWF an eine nachhaltige Fischerei nicht erfüllen, wie auch die wachsende Zahl der vom WWF eingereichten Einsprüchen gegen einzelne MSC-Zertifizierungen zeigt.

Der WWF-Einkaufsratgeber Fische & Meeresfrüchte gibt Verbraucher:innen zusätzlich Auskunft darüber, welche zertifizierten Fische und Meeresfrüchte die beste Wahl sind. Aber nicht immer stehen alle benötigten Informationen auf dem Produkt, zum Beispiel ob mit Grund- oder Freiwasser-Schleppnetzen gefischt wurde.

In seinen strategischen Unternehmenspartnerschaften vergibt der WWF den Panda als zusätzliche Kennzeichnung einiger MSC zertifizierter Fischprodukte. Welche dieses tragen dürfen und welche nicht prüfen wir sorgfältig.

Der Marine Stewardship Council (MSC)

MSC-zertifizierte Fischereien sollten eigentlich folgende Kriterien erfüllen:

  • Sie dürfen nicht zur Überfischung führen. Bei bereits erschöpften Fischbeständen muss die Fischerei so gestaltet werden, dass sie nachweisbar deren Erholung nicht beeinträchtigt.
  • Sie müssen das Ökosystem erhalten. Wertvolle Lebensräume dürfen durch die Fischerei nicht zu Schaden kommen. Beifang von Jungfischen und anderen Meerestieren muss gering sein.
  • Sie müssen Bestandteil eines effektiven Verwaltungssystems sein, das Gesetze und internationale Standards berücksichtigt und die Einhaltung von der zuvor genannten Punkte garantiert (z.B. indem es schonende Fangmethoden vorschreibt und wirtschaftliche und soziale Anreize für bestanderhaltende Fischereien vorsieht).

Die Rolle des WWF

Fische im Netz © mgokalp / iStock GettyImages
Fische im Netz © mgokalp / iStock GettyImages

Die Gründung des MSC im Februar 1997 geht zurück auf eine Initiative des WWF und des Lebensmittelkonzerns Unilever. Seit 1999 ist der MSC eine unabhängige, gemeinnützige und nichtstaatliche Organisation mit Sitz in London.

MSC ist für den WWF auch die Antwort auf den langjährigen Stillstand in der Fischereipolitik. Weil auf politischer Ebene jahrzehntelang keine Maßnahmen für eine nachhaltigere Fischerei in Gang kamen, hat der WWF parallel auf die Kraft des Marktes gesetzt: Für Fischereien entstand durch das Zertifizierungssystem ein Anreiz, nachhaltiger zu arbeiten. Dieser Umweg über die Mitgründung des MSC - und damit den Markt - hat Anteil daran, dass auch Fischereipolitik sowie der Fischereisektor durch den Anreiz einer möglichen Zertifizierung insgesamt in Bewegung kamen.

Der MSC ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Im Wachstum, in der Vielzahl der Fischereien liegt aber auch die Herausforderung, die Qualität für jede einzelne Zertifizierung sicherzustellen. Der WWF sieht im MSC-System dringenden Verbesserungsbedarf:

  • Der Zertifizierungsprozess des MSC braucht geänderte Mechanismen, um sicherzustellen dass Zertifizierer unparteisch, objektiv und unabhängig nach dem Vorsorgeprinzip bewerten.
  • Der MSC-Standard muss Anforderungen zu den Arbeits- und Sicherheitsbedingungen der Fischer:innen setzen.
  • Der Meeresboden muss besser vor Grundschleppnetzfischereien geschützt und es muss Raum für Erholung geschaffen werden (funktionierende Meeresschutzgebiete).
  • MSC-zertifizierte Fischereien müssen dazu verpflichtet sein, ungewollten Beifang und Rückwürfe zu minimieren.

Zwar war der WWF Mitbegründer des MSC vor zwanzig Jahren, doch seit langem ist der MSC eine unabhängige Organisation mit eigenem Vorstand und eigener Geschäftsführung. Der MSC ist also für seine Zukunft selbst verantwortlich. Der WWF ist der Ansicht, dass eine hochwertige Zertifizierung von Fisch und Seafood ein wichtiger Bestandteil in einer Reihe von Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Meeresumwelt sein kann. Der MSC liegt gerade weit hinter seinem Potential zurück. 

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