Nach einer 2009 veröffentlichten Studie der Umweltstiftung WWF hat Deutschland einen jährlichen Wasser-Fußabdruck von 159,5 Milliarden Kubikmeter – das ist mehr als das dreifache Volumen des Bodensees.

Darin berücksichtigt ist nicht nur der direkte Wasserverbrauch, sondern auch das in Lebensmitteln und Industriegütern enthaltene so genannte "virtuelle Wasser". „Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat damit jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5.288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht“, sagt WWF-Experte Martin Geiger. Und das, obwohl der direkte Wasserverbrauch von Privatpersonen in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf gerade einmal 124 Liter pro Tag zurückgegangen ist.

Wasser-Importe aus Brasilien, der Elfenbeinküste, Spanien und Türkei

Bewässerung auf dem Feld © tothemoonphoto / iStock / Getty Images Plus
Bewässerung auf dem Feld © tothemoonphoto / iStock / Getty Images Plus

Rund die Hälfte des deutschen Wasserbedarfs wird über ausländische Produkte importiert. Damit führt die Bundesrepublik, obwohl sie in einer wasserreichen Region der Erde liegt, jedes Jahr 79,5 Milliarden Kubikmeter Wasser ein.  

Allein um den Konsum von Kaffee und Kakao in Deutschland zu befriedigen, werden jedes Jahr 20 Kubikkilometer virtuelles Wasser importiert. Als besonders „durstige Güter“ gelten außerdem Rind- und Schweinefleisch, Öl-Saat wie Olive und Ölpalme, oder Baumwolle.

„Wasserverbrauch ist nichts schlechtes, sondern ein natürlicher Vorgang“, erklärt Martin Geiger. „Es kommt aber immer darauf an, wann, wo und wie viel Wasser aus der Natur entnommen wird.“ Auf diese Gesetzmäßigkeiten müssten sich vor allem Landwirtschaft und Industrie ein- und ihre Produktionsprozesse auf eine effiziente Wassernutzung umstellen.

Die Politik solle, so der WWF, einen Rahmen für den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource setzen. Auch Deutschland sei in der Pflicht. Man habe die Verantwortung, bei Importgütern auf deren Wasserverbrauch im Herkunftsland zu achten. Die sozialen und ökologischen Folgen des deutschen Wasser-Fußabdrucks gelte es zu reduzieren.  

Neben den privaten Haushalten (5,5 Kubikkilometer) und der Industrie (36,4 Kubikkilometer), hat der Agrar-Sektor (117,6 Kubikkilometer) den mit Abstand größten Anteil am Wasser-Fußabdruck. „Die Landwirtschaft beansprucht über 73 Prozent des jährlichen Wasserbedarfs. Davon wird mehr als die Hälfte aus anderen Ländern importiert“, sagt Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland.

Das meiste Wasser führen wir über Agrar-Güter aus Brasilien (5,7 Kubikkilometer), der Elfenbeinküste (4,2) und Frankreich (3,5) ein. Doch Deutschland zapft indirekt auch die Wasserressourcen europäischer Staaten an, die regelmäßig mit Dürren und Trockenheit zu kämpfen haben – wie etwa Türkei (1,9 Kubikkilometer) oder Spanien (1,8).

Besonders viel virtuelles Wasser wird für die Produktion von Fleisch aufgewandt. Hinter einem Kilogramm Rindfleisch verbergen sich bei intensiver Haltung sage und schreibe 15.500 Liter virtuelles Wasser. Für ein Kilogramm Schweinefleisch hingegen werden „nur“ 4.800 Liter Wasser aufgewendet, für ein Kilogramm Hühnerfleisch 3.900 Liter. In der ökologischen Landwirtschaft ist die Fleischproduktion allein wegen der überwiegend geschlossenen Rohstoffkreisläufe deutlich wasserschonender.

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