Wildlebende Schweine sind heute die weltweit am weitesten verbreiteten Paarhufer. Sie kommen auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis vor. Während das bei uns heimische Wildschwein in keinster Weise gefährdet ist, gibt es in anderen Teilen der Erde wildlebende Schweinearten, wie z. B. das Philippinische Pustelschwein, die durch Verlust oder Verschlechterung ihres Lebensraums sowie durch Jagd und Wilderei bedroht sind. Besonders in stark von Menschen besiedelten Regionen wird ihre Existenz durch die Umwandlung ihrer Lebensräume in Landwirtschaftsflächen, Forstplantagen oder Siedlungsflächen und durch zum Teil rücksichtslose Verfolgung bedroht. Dieser Eintrag legt seinen Schwerpunkt auf die in Deutschland und weiten Teilen Europas heimischen Eurasischen Wildschweine (Sus scrofa).

Wildschweine im Steckbrief

Verwandschaft Ordnung der Paarhufer, Familie der Echten Schweine
Größe bis 100 cm Höhe, bis 2 m Kopfrumpflänge, Weibchen etwas kleiner als Männchen
Gewicht

bis zu 200 kg

Besonderheiten Die „Hauer“ genannten unteren Eckzähne der Eber können 20 bis 30 Zentimeter lang werden.
Soziale Organisation Weibliche Tiere (Bachen) mit Nachwuchs leben in Rotten mit fester Rangordnung. Männliche Tiere (Eber) sind meist Einzelgänger oder bilden „Junggesellengruppen“.
Fortpflanzung Paarungszeit von November bis Januar.
Jungtiere bis zu 12 Jungtiere (Frischlinge)
Lebenserwartung bis zu 21 Jahre, in freier Wildbahn max. 10 Jahre
Geografische Verbreitung Wildschweine sind auf allen Kontinenten verbreitet (außer Antarktis). Das Eurasische Wildschwein (Sus scrofa) kommt von Westeuropa über den Fernen Osten bis nach Südostasien vor.
Lebensraum sehr anpassungsfähig, temperierte, subtropische und tropische Wälder (Laub-, Nadel-, Mangrovenwälder) sowie Busch- und Grasland, Steppe, Savanne und Sümpfe; in Europa auch auf Agrarflächen und in Städten anzutreffen.
Ernährung Allesfresser, am Boden wühlend
Bestandsgröße stabil; keine genauen Gesamtbestandszahlen bekannt
Gefährdungsstatus IUCN: „nicht gefährdet“ (Stand 2006) / Rote Liste Deutschland: Nicht gefährdet

Wo werden Wildschweine in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Wildschweine sind die Vorfahren unserer Hausschweine und heute die weltweit am weitesten verbreiteten Paarhufer. Sie kommen auf allen Kontinenten vor – mit Ausnahme der Antarktis. Das Eurasische Wildschwein (Sus scrofa) ist dabei die Wildschwein-Art mit dem größten Verbreitungsgebiet. Innerhalb dieser Art gibt es viele ausgeprägt regionale Formen, die zunächst als eigenständige Arten beschrieben wurden. Später wurden sie alle zu einer Art (Sus scrofa) zusammengefasst. Von Westeuropa bis in den Fernen Osten verändern sich die äußeren Merkmale der Eurasischen Wildschweine allmählich. Die Art zeigt ein erhebliches Maß an natürlicher geografischer und genetischer Variation, verstärkt durch Einkreuzungen von Hausschweinen. Daher ist bisher nicht abschließend geklärt in wie viele Unterarten sich Sus scrofa einteilen lässt, verschiedene Autoren sprechen von vier bis 25 Unterarten.

Wie sehen Wildschweine aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Wildschwein-Bache mit Frischlingen © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildschwein-Bache mit Frischlingen © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Die heute lebenden Wildschweine haben einen massigen Kopf, einen kurzen Hals sowie einen kräftigen und wendigen Körper. Das Fell der Schweine ist rau und borstig und je nach Art grau, braun bis schwarz gefärbt und teilweise gesprenkelt. Mit zunehmendem Alter wird das Fell häufig gräulich. Es gibt große regionale Unterschiede in der Farbe – aus Zentralasien sind fast weiße Tiere bekannt.

Einige Unterarten haben eine dichte Unterwolle. Das Gesicht, die Wangen und die Kehle sind leicht mit weißlichen Haaren besetzt, die bei einigen Unterarten deutlich weiß werden oder weiße Bänder bilden.

Der Rücken ist gerundet und die Beine sind relativ lang, insbesondere bei den nördlichen Unterarten. Wildschweine haben relativ kleine Augen, eine recht bewegliche Schnauze und große Ohren. Ihr Gehör- und Geruchssinn ist gut ausgebildet.

Seitlich aus der Schnauze der Schweine ragen die mächtigen unteren Eckzähne heraus, die bis zu 20 Zentimeter lang werden. Bei Wildschweinebern werden die Eckzähne auch Hauer genannt. Die Zähne werden durch Reibung and en oberen Eckzähnen messerscharf gehalten und dienen bei Auseinandersetzungen mit anderen Keilern während der Paarungszeit und zur Verteidigung als Waffen. Die oberen Eckzähne sind, um den Hauern Platz zu machen, sehr stark nach oben gekrümmt.

Die Kopfrumpflänge liegt zwischen 90 und 200 Zentimetern, die Schulterhöhe zwischen 55 und 110 Zentimetern und das Gewicht bei bis zu 200 Kilogramm. Die Weibchen sind etwa 20 Prozent kleiner als die Männchen. Die Größe der Tiere variiert erheblich innerhalb des Verbreitungsgebiets, dabei folgen die Tiere der Bergmannschen Regel: in der Nähe der Tropen sind die Tiere kleiner, in nördlicheren Regionen größer mit kleineren Ohren.

Wildschweine können ausgezeichnet schwimmen. Es wurde nachgewiesen, dass sie zwischen Inseln schwimmen, die bis zu sieben Kilometer voneinander entfernt sind.

Wie leben Wildschweine?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Wildschweine und Frischlinge © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildschweine und Frischlinge © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Meist leben die weiblichen Schweine (Bachen) mit ihren Jungtieren aus verschiedenen Generationen zusammen und bilden Rotten mit durchschnittlich 20 Tieren, in denen festgelegte Rangordnungen bestehen. Ausgewachsene Männchen (Keiler) leben meist als Einzelgänger oder schließen sich zu „Junggesellengruppen“ zusammen. Die Reviergrößen der Wildschweine reichen von weniger als einem bis zu 20 Quadratkilometern.

Je nach Verbreitungsgebiet variiert die Aktivitätszeit der Wildschweine, hierzulande sind sie meistens wischen Abend- und Morgendämmerung unterwegs. In Gebieten mit hohem Jagddruck sind die Tiere fast ausschließlich nachtaktiv. Für ihre Ruheplätze (genannt Kessel) scharren die Tiere Mulden in den Boden. Besonders wichtig für Wildschweine ist das Suhlen im Schlamm. Es dient der Parasitenabwehr und besonders im Sommer zur Regulierung der Körperwärme. Nach dem Suhlen reibt sich das Wildschwein an so genannten „Malbäumen“ die trockene Kruste ab. Nach längerer Nutzung hinterlässt das Schubbern deutliche Spuren am Baum. Das Scheuern dient aber auch der Reviermarkierung. Männliche Tiere markieren die Bäume auch mit Hilfe ihrer kräftigen Eckzähne.

Wildschweine sind äußerst wehrhaft – insbesondere Sauen mit ihren Frischlingen. Wird ein Wildschwein bedrängt oder in die Enge getrieben, kann und wird es sich und seine Jungen mit großer Bestimmtheit verteidigen.

Was ist über die Fortpflanzung von Wildschweinen bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Wildschwein-Frischling © Ola Jennersten / WWF Schweden
Wildschwein-Frischling © Ola Jennersten / WWF Schweden

Die Paarungs- und Tragzeit der Schweine variiert je nach Verbreitungsgebiet. Die Paarungszeit wird in der Jägersprache auch „Rauschzeit“ genannt, in Deutschland beginnt sie im November und endet im Januar. Nach 100 bis zu 130 Tagen Tragzeit werfen die Bachen in einem Wurfkessel ein bis zwölf Jungtiere. Am häufigsten sind Würfe von fünf bis neun Ferkeln. Die Frischlinge wiegen bei der Geburt 750 bis 1.000 Gramm. Ihr Fell ist in der Regel gelbbraun mit dunkelbraunen Längsstreifen entlang des Rumpfes. Dieses Muster verblasst zwischen dem zweiten und sechsten Lebensmonat, im Alter von etwa einem Jahr erreichen die Jungtiere die Färbung der Erwachsenen.

Mit nur etwa drei bis vier Monaten werden die Frischlinge entwöhnt, nach etwa zwei Wochen beginnen sie bereits, feste Nahrung wie Würmer und Larven zu fressen. Im Alter von etwa 18 Monaten sind die Jungtiere geschlechtsreif. In freier Wildbahn werden die Tiere selten älter als 20 Jahre.

Wo leben Wildschweine?

Verbreitungsgebiet und Lebensraum der Wildschweine

Wildschwein in Indien © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildschwein in Indien © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Eurasische Wildschweine kommen von Westeuropa über den Fernen Osten bis nach Südostasien vor und sind sehr anpassungsfähig. Ihre Lebensräume reichen von geschlossenen natürlichen und angepflanzten Wäldern bis hin zu offenem Buschland mit etwas Deckung.

In Europa kommt die Art fast flächendecken, auch in Agrarlandschaften sowie in Fluss- und Gebirgswäldern vor; am häufigsten sind sie in Wäldern mit hohem Eichenbestand anzutreffen.

In Südostasien findet man Sus scrofa in alten Wäldern, Sekundärwäldern, Gärten und Plantagen. Eurasische Wildschweine können auf landwirtschaftlichen Feldern erhebliche Schäden verursachen. Die Tiere meiden im Allgemeinen offene Felder, bedienen sich aber gern darin, wenn die Pflanzen höher sind und somit Deckung bieten, wie z. B. bei Mais.

Wie ernähren sich Wildschweine?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Eurasische Wildschweine sind typische Allesfresser. Sie fressen alles, was sie finden, darunter Gras, Nüsse, Beeren, Aas, Wurzeln, Knollen, Abfälle, Schnecken, Würmer, Insekten und kleine Reptilien. In Indien wurde beobachtet, dass sie Leoparden deren frische Beute abjagen. Wildschweine selbst haben zahlreiche Fressfeinde, darunter – je nach Verbreitungsgebiet – Wölfe, Tiger, Leoparden, Luchse und große Reptilien wie Krokodilen und Pythons.

Wie viele Wildschweine gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Aufgrund der Größe ihres Verbreitungsgebiets sind keine genauen Bestandszahlen bekannt. Schätzungen sprechen von 300.000 bis 1.500.000 Tieren in Deutschland.

Sind Wildschweine gefährdet?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Laut der Roten Liste der IUCN sind Eurasische Wildschweine als nicht gefährdet eingestuft.

Die Bedrohungsfaktoren

Wildschwein verendet in einer Falle in Kambodscha © Lor Sokhoeurn / WWF-Cambodia
Wildschwein verendet in einer Falle in Kambodscha © Lor Sokhoeurn / WWF-Cambodia

Eurasische Wildschweine sind in vielen Teilen des Verbreitungsgebietes häufig anzutreffen. In Regionen mit hohem Jagddruck (z. B. in Ost- und Südostasien) sind die Bestände zum Teil stark reduziert und fragmentiert. Global gesehen gibt es keine größeren Bedrohungen für diese Art. Auf lokaler Ebene gibt es jedoch zahlreiche Bedrohungen, vor allem die Zerstörung von Lebensräumen und die Jagd. Mancherorts stellt auch die genetische „Verunreinigung“ durch Kreuzung mit freilebenden Haus- oder Wildschweinen eine Bedrohung dar. Wildschweine sind außerdem anfällig für eine Reihe hoch ansteckender Krankheiten, die ihre Populationen stark dezimieren können.

Zu größeren Verlusten bei den Beständen können Erkrankungen wie die Afrikanische Schweinepest führen. Hierbei handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche, von der Haus- und Wildschweine betroffen sind und die sich erst seit einigen Jahren zunehmend in Europa verbreitet Die Ansteckung erfolgt hierzulande meist durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Kadavern, aber auch die Aufnahme von kontaminierten Speiseabfällen. Selbst indirekte Übertragungswege sind relevant: kontaminierte Fahrzeuge, Jagdausrüstung, Kleidung, landwirtschaftliche Geräte – all das kann ansteckendes Material enthalten und so kann die Seuche in Gebiete gebracht werden, die bisher frei von der Schweinepest waren. In Regionen, in denen erkrankte Tiere festgestellt werden, werden große Bestände häufig vorsorglich entnommen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

Tierporträts im WWF-Artenlexikon

  • Fischotter © Ralph Frank / WWF Fischotter

    Porträt des Fischotter im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Waldbewohner Luchs © Julius Kramer Eurasischer Luchs

    Porträt des Eurasischer Luchs im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Wolf in Sachsen-Anhalt © naturepl.com / Axel Gomille / WWF Wolf

    Porträt des Wolf im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...