Der Eurasische Luchs ist die größte in Europa lebende Katze. In den vergangenen Jahrhunderten wurde der Luchs wegen seines begehrten Fells und als Räuber von Schafen, Ziegen und anderen Nutztieren und als Konkurrent für Jäger gnadenlos bejagt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war er aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Rückzugsgebiete fand er in abgelegenen Regionen der großen Gebirgszüge wie den Pyrenäen, Alpen oder Karpaten. In Deutschland lebten die letzten Exemplare im Bayerischen Wald. Heute gibt es in Bayern, in Rheinland-Pfalz, in Baden-Württemberg, im Harz und in Thüringen wieder Luchse. Insgesamt schätzungsweise zwischen 130 und 180 Tiere.

Der Eurasische Luchs im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen
Größe 80 – 110 cm Kopfrumpflänge
Gewicht zwischen 15 und 29 kg, männliche Tiere sind in der Regel 25 Prozent schwerer als weibliche Tiere
Besonderheiten größte der vier Luchsarten, größte Katze Europas
Soziale Organisation Einzelgänger
Fortpflanzung Paarungszeit März bis April, Geburten Ende Mai bis Anfang Juni
Jungtiere 1 – 4, meist jedoch 2 Jungtiere
Lebenserwartung 10 – 15 Jahre
Geografische Verbreitung weite Teile Europas, Zentralasiens, Sibiriens und Ostasiens
Lebensraum in Deutschland/Europa typischer Waldbewohner; in Asien auch Bewohner von relativ offenen und waldarmen Regionen, einschließlich Halbwüsten in Zentralasien; in den Alpen und in Zentralasien bewohnt er auch Gebirgshabitate oberhalb der Baumgrenze
Ernährung Fleischfresser, vor allem Paarhufer wie Rehe und Gämsen, aber auch Hasen, Kaninchen und kleine Säugetiere, im Norden seines Verbreitungsgebietes auch Rentiere
Bestandsgröße ca. 70.000 Individuen weltweit, mit etwa 8.000 bis 9.000 Luchsen in Europa (IUCN, Stand 2018)
Gefährdungsstatus IUCN: „nicht gefährdet“; einzelne Subpopulationen werden in Europa allerdings als gefährdet eingestuft, Rote Liste Deutschland: „Vom Aussterben bedroht“, CITES: Anhang II

Wo werden Eurasische Luchse in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist ein Raubtier aus der Familie der Katzen. Sieben Unterarten sind innerhalb seines Verbreitungsgebiets (Europa, Zentralasien, Sibirien und Ostasien) anerkannt. Insgesamt vier Luchsarten gibt es weltweit: Kanadischer Luchs (Kanada und Alaska), Rotluchs (USA und Mexiko), Pardelluchs oder Iberischer Luchs (Spanien und Portugal) und Eurasischer Luchs.

Wie sehen Eurasische Luchse aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Luchs im Gras © Robert Günther / WWF
Luchs im Gras © Robert Günther / WWF

Eurasische Luchse sind die größten in Europa lebenden Katzen. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 80 bis 110 Zentimetern, der Schwanz ist etwa 16 bis 23 Zentimeter lang. Luchse wiegen ungefähr 15 bis 29 Kilogramm, erwachsene Männchen sind in der Regel 25 Prozent schwerer als Weibchen. Im östlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets ist die Art am größten. Charakteristisch für Luchse sind der kurze Schwanz mit schwarzer Spitze, die bis zu sechs Zentimeter langen Ohrbüschel, genannt „Pinsel“, und die relativ langen Beine. Die Hinterbeine sind länger als die Vorderbeine.

Das runde Gesicht wird von einem ausgeprägten Backenbart umrahmt. Das Fell der Luchse variiert in der Grundfarbe von gräulich, rostfarben, gelblich bis rötlich. Es gibt vier verschiedene Fellmuster: große schwarze Flecken, kleine schwarze Flecken, keine Flecken und Flecken in Form von Rosetten. In der abendlichen Dämmerung und nachts streifen die einzelgängerisch lebenden Raubtiere durch ihr Revier auf der Suche nach Beute. Ihre Augen sind sechsmal lichtempfindlicher als die eines Menschen. So können Luchse sich auch gut im Dunkeln orientieren.

Wie leben Eurasische Luchse?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Luchs Weibchen mit Nachwuchs © Staffan Widstrand / WWF
Luchs Weibchen mit Nachwuchs © Staffan Widstrand / WWF

Eurasische Luchse sind Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit suchen Männchen und Weibchen die Nähe zueinander – durch laute Rufe. Luchse sind hauptsächlich in der abendlichen Dämmerung und nachts aktiv, aber auch in der Morgendämmerung. Weibchen mit Jungtieren sind auch tagsüber aktiv. Auf den nächtlichen Streifzügen durch das Revier legen Luchse bis zu 20 Kilometer lange Strecken zurück.

Bei ihren Streifzügen gehen sie auf die Jagd (Pirsch), Luchse sind aber auch Lauerjäger und lauern ihrer Beute auf. Beide Geschlechter besetzen exklusive Reviere, die bei Männchen in Mittel- und Westeuropa zwischen 100 und 450 Quadratkilometer groß sind und bei Weibchen zwischen 45 und 250 Quadratkilometer. In Skandinavien sind die Reviere mit 400 bis 2.200 Quadratkilometer für Männchen und 200 bis 1.850 Quadratkilometer für Weibchen deutlich größer.

Was ist über die Fortpflanzung von Eurasischen Luchsen bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Die Weibchen der Eurasischen Luchse werden im Alter von 22 Monaten geschlechtsreif (Männchen mit 34 Monaten) und pflanzen sich mit zwei oder drei Jahren das erste Mal fort. Die Paarung findet von Mitte März bis Mitte April statt. Während der Paarungszeit locken beide Geschlechter durch Rufen. Ende Mai bis Anfang Juni kommen ein bis vier, in der Regel aber zwei, Jungtiere zur Welt. Der Nachwuchs bleibt bis zu elf Monate bei der Mutter. Eurasische Luchse werden zehn bis 15 Jahre alt.

Wo leben Eurasische Luchse?

Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute

Eurasische Luchse kommen in weiten Teile Europas, Zentralasiens, Sibiriens und Ostasiens vor.

In welchem Lebensraum kommen Luchse vor?

Waldbewohner Luchs © Julius Kramer
Waldbewohner Luchs © Julius Kramer

Luchse sind in Deutschland und Europa typische Waldbewohner. In Europa und Sibirien bewohnen sie Laub-, Misch- und Nadelwälder. In Zentralasien bewohnen sie aber auch relativ offene und waldarme Regionen einschließlich Halbwüsten. An den Nordhängen des Himalayas bewohnen Luchse dichte Buschwälder und – ebenso wie in den Alpen – karge, felsige Gebiete. In nördlichen Breitengraden sind sie auch in der Tundra anzutreffen.

Wie ernähren sich Eurasische Luchse?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Die größten Katen Europas jagen vor allem Paarhufer wie Rehe, Gämsen, im Norden seines Verbreitungsgebietes auch Rentiere. Eine Beute dieser Größe reicht einem Luchs meist für fünf Tage. Mehrere Nächte hintereinander kehrt er zu seiner Beute zurück, bis sie fast vollständig verzehrt ist. Ein bis 2,5 Kilogramm Fleisch fressen Luchse pro Tag, etwa 50 bis 70 Tiere erlegen sie pro Jahr.

Wie viele Eurasische Luchse gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Luchs-Weibchen Bell © SNU / Martin Greve
Freilassung eines Luchs-Weibchens © SNU / Martin Greve

In den vergangenen Jahrhunderten wurde der Luchs wegen seines begehrten Fells und weil er als Räuber Schafe, Ziegen und anderen Nutztiere erbeutetet, gnadenlos bejagt. Außerdem wurde er als Konkurrent um die Jagdbeute Reh gesehen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war er deshalb – und weil seine Lebensräume, große Wälder, zerstört wurden – aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Rückzugsgebiete fand er in abgelegenen Regionen der großen Gebirgszüge wie den Pyrenäen, Alpen oder Karpaten.

In Deutschland lebten die letzten Exemplare im Bayerischen Wald. Auch in anderen Regionen Nordost-Bayerns, im Pfälzerwald, in Hessen, in Thüringen, im Harz und in Baden-Württemberg gibt es wieder Luchse. Bereits seit den 1970er Jahren gibt es in mehreren Ländern Wiederansiedlungsprojekte. Auch die Vorkommen hierzulande gehen auf Wiederansiedlungen zurück. So wurden beispielsweise zwischen 2016 und 2021 20 Luchse aus den Karpaten und der Schweiz in den Pfälzerwald gebracht.

Für Europa gibt die IUCN 8.000 bis 9.000 Luchse an (Stand 2014), für das Verbreitungsgebiet inklusive Russland 17.000 bis 18.000 Luchse (Stand 2013). Für das gesamte Verbreitungsgebiet werden ca. 70.000 Tiere angenommen.

Sind Eurasische Luchse vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Der Eurasische Luchs wird in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „nicht gefährdet“ eingestuft und ist in Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommen CITES aufgeführt. Einzelne Subpopulationen werden in Europa allerdings als gefährdet eingestuft. In der Roten Liste Deutschlands wird der Luchs als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Er gilt nach Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung in als „besonders geschützt Art“.

Die Bedrohungsfaktoren

Die größten Bedrohungen für den Luchs in Europa sind illegale Tötungen, der Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen – vor allem aufgrund des Ausbaus der Infrastruktur (Junge Luchse, die ein neues Revier suchen, sind außerdem kaum in der Lage, Autobahnen zu überqueren.). Ein weiteres Problem ist die geringe genetische Vielfalt und die Isolation der einzelnen Vorkommen.

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