Bis 2040 muss der Freistaat laut bayerischem Klimaschutzgesetz das Ziel der Klimaneutralität erreichen. Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel – denn Bayern besitzt als größtes und bevölkerungsreiches Bundesland auch Strahlkraft über die deutschen Grenzen hinaus.

Bayern und die Energiewende: enorme Potenziale bleiben ungenutzt

Spätsommer-Abend im Allgäu Sommerabend am Allgäuer Alpenrand bei Günzach, sonniges Wetter und herrliche Fernsicht ins Ge
Gemeinde Wildpoldsried in Bayern © Imago Images / Alexander Rochau

Die Energiepolitik der aktuellen Landesregierung wirft die Frage auf, ob dieses Ziel erreicht werden kann. Denn derzeit stammen rund 80 Prozent der in Bayern genutzten Energie aus fossilen Brennstoffen, die erhebliche Mengen an Treibhausgasen verursachen. Zudem stagniert der Ausbau der Windenergie – einer der Schlüsseltechnologien zur Erreichung der Klimaneutralität. Unter diesen Voraussetzungen erscheint die Zielerreichung bis 2040 zunehmend problematisch.

Es ist Zeit für eine weiß-blaue Energiewende. Der aktuelle WWF-Report „Weiß-blaue Energiewende" warnt eindringlich davor, dass Bayerns schwache Energiepolitik nicht nur dem Klima schadet, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft des Freistaats gefährdet. Große Industrieunternehmen weichen zunehmend auf Standorte aus, die ausreichend Energieinfrastruktur auf Basis von Erneuerbaren bereitstellen, beispielsweise nach Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein.

Festzuhalten ist: Die bayerische Energiewende ist bisher eine Geschichte voller verpasster Chancen und falsch gesetzter Prioritäten. Dafür stehen Schwerpunkte bei Atom und Gas auf der einen Seite und Blockaden des Stromnetzausbaus und der Windenergie auf der anderen. Um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen und sich fit für die Zukunft zu machen, muss der Ausbau der Windenergie entfesselt und das Stromnetz angesichts der schnellen Elektrifizierung vieler Anwendungsbereiche ausgebaut werden. So kann Bayern nicht nur seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch seinen wirtschaftlichen Erfolg für die Zukunft sichern.

Bayerns Energiemix: Warum Solarenergie boomt und Windenergie stockt

Die Neu-Inbetriebnahmen von Wind- und Solarenergieanlagen variieren in Deutschland deutlich von Bundesland zu Bundesland. Die Entwicklung erneuerbarer Energien in Bayern zeigt, dass viele Potenziale zu lange ungenutzt blieben. Beim Ausbau der Solarenergie rangiert der Freistaat in absoluten Zahlen vorne. Doch bezogen auf die Fläche reicht es nicht für den Meisterschaftspokal – der geht an andere Bundesländer.

Der Anteil des Photovoltaikstroms am gesamten bayerischen Strommix dürfte 2023 auf rund 20 Prozent ansteigen. Somit könnte Photovoltaik neben dem Energieträger Erdgas zum größten Stromerzeuger werden. Bei der Windenergie herrscht hingegen fast Stillstand: 2022 kamen nur 14 neue Anlagen mit einer Leistung von 44 Megawatt hinzu. Bayern nimmt hier einen der letzten Plätze in ganz Deutschland ein, spielt also schon bei den absoluten Zahlen in der Kreisklasse.

Setzt man dies noch ins Verhältnis zur Fläche, bleibt Bayern klar abgeschlagen auf dem hinteren Platz. Angesichts der wachsenden Nachfrage der Industrie nach Strom aus Erneuerbaren sowie der Zielsetzung im bayerischen Klimaschutzgesetz, ist dringend eine massive Kehrtwende nötig.

Warum sind die Unterschiede zwischen Wind- und Solarenergie so groß?

Agri-Photovoltaikanlage © Imago Images / Jochen Tack
Agri-Photovoltaikanlage © Imago Images / Jochen Tack

Hier spielen die natürlichen Gegebenheiten eine Rolle: Bayern hat viel Sonne, aber im Vergleich zu den nördlichen Bundesländern weniger konstanten Wind. Dass aber im Flächenland Niedersachsen pro Einwohner:in etwa achtmal so viele Windräder stehen, zeigt, dass in Bayern diesbezüglich politische Fehlentscheidungen getroffen wurden. So wurde in Bayern der Ausbau der Windenergie an Land durch pauschale Abstandsvorgaben praktisch zum Erliegen gebracht.

Hinzu kommt, dass über Jahre der Ausbau der Übertragungsnetzinfrastruktur politisch verzögert wurde. Beim Ausbau der Solarenergie steht Bayern zwar etwas besser da, aber auch hier gelangt das regionale Stromverteilnetz zusehends an seine Kapazitätsgrenzen, was wiederum den Netzanschluss neuer Solarenergieanlagen verzögert.

Bayerische Flaute beim Ausbau der Windenergie

In den letzten Jahren hat der Ausbau der Windenergie in Bayern stark an Schwung verloren, was anhand der Grafiken deutlich wird. Der Einbruch des Windenergieausbaus stellt für den Freistaat mittlerweile ein großes Problem dar: einerseits rücken die Klimaziele so in weite Ferne, andererseits gelingt es aufgrund der Engpässe im Stromnetz oftmals auch nicht, den Strom aus den Windenergieanlagen im Norden zu den Industriezentren im Süden zu transportieren.

Bayern tut deshalb gut daran, den Ausbau der Windenergie auch „dahoam“ mit großer Geschwindigkeit voranzutreiben – etwa indem pauschale Abstandsvorgaben vollständig entfallen, mehr Windenergiegebiete ausgewiesen und Genehmigungsverfahren deutlich vereinfacht werden.

Wie sähe eine ideale Energiewende-Woche in Bayern aus?

Was müsste konkret geschehen, damit Bayern die selbst gesteckten Ziele erreicht? Und wie sieht die Wirklichkeit derzeit aus?

Wir zeigen anhand einiger Beispiele den Handlungsbedarf, der bereits seit 2020 im Durchschnitt in jeder Woche in Bayern bis zur Zielerreichung im Jahr 2040 nötig wäre. Die Tatsache, dass in keinem Bereich das Ziel erreicht wird, heißt, dass die Umsetzungslücke aktuell mit jeder Woche wächst und daher in den folgenden Jahren überkompensiert werden müsste.

Mit gutem Beispiel voran — Bayerische Energiekommunen

Die Chancen, die Bayern aus der Energiewende erwachsen, haben viele bayerische Kommunen längst erkannt. Sie zeigen schon seit zwei Jahrzehnten, wie man vorhandene Potenziale für die lokale Energiewende nutzen kann. Es sind kommunale Akteur:innen, lokale Unternehmen und die Bürger:innen vor Ort, die die Initiative dafür ergriffen haben.

Wir zeigen beispielhaft die Geschichten hinter drei von vielen guten Beispielen.

Jetzt sind Sie dran: Ihre Energiewende-Botschaft für Bayern

Bayern hat das Zeug, bei der Energiewende eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Es ist also höchste Zeit für eine weiß-blaue Energiewende.

Was ist Ihre Energiewende-Botschaft für den Freistaat? Was sagt Ihr Herz? Stimmen Sie ab und lassen Sie uns wissen, welche Veränderungen Sie sich wünschen, um Bayern fit für die Zukunft zu machen. Das Herz mit den meisten Stimmen übergeben wir im November 2023 symbolisch an Entscheidungsträger:innen in der Politik.

Back ma´s! Unser Klimateam tischt euch das Erfolgsrezept für Bayerns Energiewende auf.

Externe Quellen