Die Invasion des Todessterns

WWF-Bericht: Schlimmster Ausbruch der Seesternplage am Great Barrier Reef/ „Düngemitteleintrag reduzieren“

Bis zu einer esstellergroßen Fläche an Korallen frisst ein ausgewachsener Dornenkronenseestern täglich © iStock / Getty Images
Bis zu einer esstellergroßen Fläche an Korallen frisst ein ausgewachsener Dornenkronenseestern täglich © iStock / Getty Images

Hamburg/Sydney: Korallenfressende Seesterne befallen in Rekordzahlen das Great Barrier Reef. Bei der aktuellen Invasion handelt es sich um vier bis zwölf Millionen Dornenkronenseesterne, die das Korallenriff lebendig auffressen. Berechnungen eines WWF-Berichts zeigen, dass die Anzahl der Stachelhäuter innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 60 Millionen Exemplare ansteigen könnte. Dies wäre der größte je gemessene Ausbruch.

 

Hauptverursacher sind Düngemittel, die aus der Landwirtschaft ins Meer gelangen und dort zu einer extremen Vermehrung der Seesternlarven beitragen. Erstmals beziffert der WWF den bisherigen Schaden: 60.000 Hektar lebendiger Korallen wurden in den letzten 30 Jahren von den Dornenkronenseesternen gefressen. Das entspricht einer Fläche von rund 84.000 Fußballfeldern.

 

„Eine Invasion von Seesternen frisst sich gerade durch das Great Barrier Reef, das ohnehin durch Korallenbleichen, Ozeanversauerung und Zyklone stark bedroht ist“, sagt Philipp Kanstinger, Meeresschutzexperte vom WWF.  „Der Korallenverlust ist alarmierend. Durch die immer häufiger vorkommenden Ausbrüche könnte das Riff gebietsweise bis zu 90 Prozent seines Korallenbewuchses verlieren.“ Während Experten davon ausgehen, dass die Seesternplage früher auf natürliche Weise einmal im Jahrhundert auftrat, haben sich heute die Abstände der Ausbrüche auf 15 bis 17 Jahre verkürzt.

 

Um die Plage einzudämmen, werden regelmäßig Dornenkronenseesterne von Taucherpatrouillen beseitigt, die den einzelnen Tieren zunächst Gift injizieren. Auch wenn man  bisher rund 400.000 Exemplare von Hand entfernt hat, lässt sich die Ausbreitung so nicht regulieren. „In allen bisherigen Maßnahmen wurden die Seesterne einzeln entfernt. Das ist nur in kleinen Gebieten wirksam, um auf einen lokalen Befall zu reagieren. Aber um das Great Barrier Reef zu retten, muss man verhindern, dass sich die Larven explosionsartig vermehren“, mahnt Philipp Kanstinger.„Um den natürlichen Rhythmus der Seesternverbreitung wiederherzustellen, müssen wir verhindern, dass massenhaft Düngemittel ins Meer gespült werden.“ Damit dies richtig Wirkung zeigt, müsse der Düngemitteleintrag in einigen Gebieten um 80 Prozent reduziert werden.

 

Durch den zunehmenden Einsatz von chemischen Düngemitteln in der Landwirtschaft, gelangt immer mehr Stickstoff über Regen und Flüsse in die Ozeane und begünstigt so neben der Algenblüte die Vermehrung von Plankton, welches Seesternlarven als Nahrung dient.

 

Der WWF fordert die australische Regierung auf, der Stickstoff-Verschmutzung ein Ende zu setzen und Landwirte bei der Umstellung auf umweltfreundliche Anbau-Methoden zu unterstützen.

 

Ein ausgewachsenes Exemplar der Dornenkronenseesterne kann täglich eine esstellergroße Fläche an Korallen verspeisen und lässt davon nur das Skelett übrig. In den letzten 30 Jahren hat das Great Barrier Reef insgesamt die Hälfte seiner Korallendecke eingebüßt. Allein der Dornenkronenseestern war für 40 Prozent des Verlustes verantwortlich.

 

 

Der Dornenkronenseestern:

Dornenkronenseesterne können bis zu 40 cm groß werden und besitzen sechs bis 23 Arme. Die Tiere sind mit vier bis fünf cm langen Stacheln überdeckt, deren Gift bei Menschen zu Übelkeit, Lähmungen und starken Schmerzen führen kann. Ein ausgewachsenes Weibchen kann bis zu 65 Millionen Eier pro Jahr produzieren.

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WWF Presse-Team